Sonntag, 2. August 2009

lebenslauf mütterchen

Als Tochter von Werner und Margrit erblickte am 29. August 1946 Regina Monika das Licht der Welt. Zusammen mit zwei Schwestern wuchs sie in Trimbach auf und erlebte eine schöne und unbeschwerte Kindheit.

… So beginnt normalerweise ein Lebenslauf. Meistens werden dann die verschiedenen Lebensstationen der Person aufgezählt.

Als wir uns an die Lebensgeschichte von Mami machten, merkten wir, dass die Erstellung ihres Lebenslaufes aus verschiedenen Gründen nicht einfach ist. So haben wir uns entschieden, ihren Lebenslauf in einer etwas anderen Form zu verfassen. Einen Lebenslauf mit Erlebnissen, die wir 4 Kinder mit ihr hatten sowie Erzählungen von unserem Mami.

Beginnen tun wir mit der Geschichte vom Ballon und den neuen Schuhen. Als Kind hatte Mami neue Schuhe, zusammen mit einem Ballon, geschenkt bekommen. Ihr Mueti sagte ihr, sie solle sich dafür auch bei ihrem Vati bedanken. Er war im Garten am Arbeiten. So sprang Mami nach draussen und rief voller Freude „Danke för de Ballon“. An den Schuhen hatte sie sicher auch Freude. Aber der Ballon, der war für sie etwas Grossartig.

Diese Geschichte erzählte uns Mami auch immer wieder. Sie spielte sich ab, als Mami in den Kindergarten ging. Den Weg zum Kindergarten ist sie jeweils mit ihren „Kamerädli“ bis zur ersten Kurve gegangen. Danach habe sie sich hinter einem Gebüsch versteckt. Dort ass sie ihre Zuckerwürfel, die sie in ihren Schürztaschen versteckt hatte. Nach Kindergartenschluss ist sie mit ihren „Gspändli“ wieder nach Hause gelaufen. So, als ob sie auch im Kindergarten gewesen wäre.

Die Autoprüfung hatte Mami nie gemacht. Somit konnte sie im realen Leben auch nicht Autofahren. Aber in ihren Träumen fuhr sie hervorragend Auto. Voller Stolz erzählte sie uns an einem Morgen, dass sie mit dem Auto durch Olten gefahren sei. Alle Ampeln wechselten jeweils von rot auf grün und die Verkehrspolizisten gaben ihr immer den Vortritt. Der ganze Verkehr blieb stehen, damit sie mit ihrem Auto durchfahren konnte. Das Ganze untermalte sie mit entsprechenden Gesten, die uns zum Lachen brachten.

Ein weiterer Traum handelt von Kühen und spielte sich im Toggenburg ab. Dort wohnte Mami von 1984 bis 2005. Während dieser Zeit war sie Bäuerin. Als sie das erste Mal den Hof alleine hüten musste, träumte sie vorab Folgendes: Damit sie mit dem Melken pünktlich fertig wurde, begann sie damit bereits am Mittag. (Zu sagen ist, dass man eigentlich erst am Abend mit Melken beginnt). Fleissig handierte sie mit den Melkmaschinen, Kesseln und der Mistgabel. Damit alles perfekt war, hatte sie den Kühen die Klauen geschruppt und diese zusätzlich mit schwarzer Schuhwichse eingerieben. Der ganze Stall habe nur so geglänzt.
Du hast jeweils gelacht, wenn du uns diesen Traum geschildert hast.

Auf deinem Lebensweg gab es verschiedene Steine. Diese hast du auf deine Art weggeräumt. Auch wenn die Lebensumstände nicht immer einfach waren, hast du nicht aufgegeben sondern bist immer wieder aufgestanden und bist deinen Weg weitergegangen. Ein prägendes Ereignis war vor über einem Jahr die Amputation. Du hast dich aber nicht unterkriegen lassen sondern hast die neue Situation mutig und mit Geduld angepackt und das Leben auch im Rollstuhl gemeistert. Dein Lebenswille und deine Lebensfreude haben uns und ganz viele andere sehr beeindruckt. Du hast gesungen und anderen ein Lachen geschenkt. Dein Herz war gross und mit Liebe gefüllt.

Mami hatte Freude an den kleinen Dingen des Lebens. Sei es das Vogelgezwitscher, Kinder, eine bunte Blumenwiese oder Tiere. Auch über Besuch oder über einen Anruf von uns vier Kindern Carmen, Thomas, Elsbeth und Isabelle, deiner Familie oder deinem Freundeskreis hast du dich immer sehr gefreut. Ebenfalls Freude bereiten konnte man dir mit einem üppigen Salatteller. Salat – deine Lieblingsspeise. Verbunden mit dem Essen hattest du die gemeinsame Zeit sehr geschätzt. Überhaupt konnte man dich mit Zusammensein und Zeit zum „Gsprächle“ glücklich machen. Für dich war es etwas vom Schönsten, uns Kinder um dich zu haben. Es kam nicht oft vor, dass wir uns alle trafen. Vergangenen November haben wir Kinder dich mit einem gemeinsamen Essen überrascht. Zusammen mit deinem Mueti sassen 3 Generationen an einem Tisch. Die Zeit mit deinem Mueti bedeutete dir viel und war dir wichtig. Du hast diese Momente immer sehr genossen.

Am Valentinstag bist du friedlich eingeschlafen und ins andere Licht übergegangen. Es ist nicht einfach, dich loszulassen – dies braucht Zeit. Wir gönnen dir die Ruhe und den Frieden und wünschen dir von Herzen das zu Finden, was du auf Erden nicht gefunden hast.
Wir sagen dir vielen Dank für deine grenzenlose Liebe. Für das Vertrauen, dass du uns Kindern entgegen gebracht hast. Danke, für die herzlichen Umarmungen und das Gefühl, dass du stolz auf uns bist und uns lieb hast, genau so, wie wir sind. Wir sagen dir danke für alles, was du für uns getan hast und uns auf unserem Weg mitgegeben hast.

Danke an alle, die Mami Gutes getan haben, ihr Freude bereitet haben und sie auf ihrem Weg begleiteten.

Symbolisch lassen wir nach der Trauerfeier diese vier Ballone, begleitet mit all unseren guten Wünschen für dich, in die Höhe steigen mit dem Wissen, dass du diese sehen kannst und Freude hast. Du wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben.

Tschüss Mami, Mütterchen, Regini, Monika - „uf weder luege“.

1 Kommentar:

  1. Liebe Bella,
    ich bin durch Zufall auf deine Seite gestossen und möchte dir einfach sagen, wie schön und voller Liebe dieser Lebenslauf deiner Mami ist! Wunderbare Worte, die vor meinem geistigen Auge die schönsten Regenbogenfarben malen. Du hast mich zu Tränen gerührt...
    Liebe Grüsse und alles Gute dir und deiner lieben Mutter wünscht dir Vilma

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